Totgesagte leben länger
Sie waren schon totgesagt: Funnie Mae und Freddie Mac, die grossen Hypothekenbanken in den USA. Sie hatten im großem Stil sogenannte Schrotthypotheken (Subprime) von anderen Banken erworben und wären unter der Last vieler Milliarden Wertberichtigungsbedarf fast zusammengebrochen. Der Staat rettete, der Aktienkurs sank von 100 USD auf 20 cent. Zombiebanken werden sie auch genannt. Doch seit Anfang Mai 2013 tut sich was: von 20 cent ging es auf 5 USD, fiel zurück auf 1,00 USD und nimmt am selben Tag wieder Fahrt auf nach oben. 70% Kurssprünge nach oben aber auch nach unten in einer Stunde sind hier gängig.
Was ist hier los? Gier und Angst! Aber warum? Anteile an einer fast komplett verstaatlichten Firma, Aktionäre, die gleichwohl auf Mitspracherecht und Dividendenausschüttungen hoffen? Oder warum zahlt man sonst Geld für etwas?
US-Branchenführer Fannie Mae und Nummer zwei Freddie Mac stehen hinter mehr als der Hälfte aller Hypotheken in den USA. Ihre Schwierigkeiten belasteten in der Finanzkrise die Finanzmärkte schwer. Ein Ausfall war kaum verkraftbar, daher liess der Staat dies nicht zu
Mit Einstieg der öffentlichen Hand wurden die Aktien praktisch wertlos. Der US-Steuerzahler müsste für weitere Ausfälle bei Hypothekenkrediten geradestehen – daher war die völlige Verstaatlichung letztlich verworfen worden, da sich durch die enormen Außenstände beider Banken die Staatsschulden zu stark erhöhen würden.
Möglicherweise schöpfen die Investoren Hoffnung, weil die Refinanzierungskosten der beiden Gesellschaften durch die niedrigen Leitzinsen nahe Null liegen – die Gewinne sind dann das, was die wenigen leistungsfähigen Hypothekenschuldner zahlen. Staatliche Zahlenakrobatik? Sicher. Aber so konnte Funnie Mae zB bereits das Staatsengagement zum Großteil zurückzahlen. Totgesagte leben länger!
„Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Ja, der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert.“