Ob Unternehmen in der derzeitigen Wirtschaftslage über ausreichende Finanzierungsquellen verfügen können, hängt in erster Linie von ihrem Rating ab.

Durch Ratings versuchen Kreditinstitute, die Zahlungs- und Kapitaldienstfähigkeit eines Unternehmens einzuschätzen. Dabei greifen sie in erster Linie auf Bilanz- und BWA-Zahlen zurück und ziehen auf dieser Basis Rückschlüsse auf die Ertragslage sowie die Finanz- und Kapitalstruktur.

Auch andere, qualitative Faktoren wie die Managementqualität, Produktinnovationen oder Mitarbeiterqualifikation werden bewertet, wie auch die Kennzahlen Eigenkapitalquote, Eigenkapitalrentabilität, Verschuldungsgrad und bestimmte Liquiditätskennzahlen.

Nur Unternehmen mit einem guten Rating können langfristig ihre Kreditlinien halten oder ausbauen. Das Rating Ihres Unternehmens ziehen auch Ihre Lieferanten heran: ohne ausreichendes Rating kein Lieferantenkredit!

Ein gutes Rating ist somit auch als Instrument der Unternehmenskommunikation sehr wertvoll.

Wie kann ich mein Rating verbessern? Eine der beliebtesten Maßnahmen, das Rating zu verbessern, ist das Factoring.

Bausteine des Factoring

Factoring ist der regresslose, revolvierende Verkauf von Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen an ein Factoring-Institut. Ein echtes Full Service Factoring besteht dabei  aus drei Bausteinen:

Erstens verbessert Factoring durch die sofortige Auszahlung des jeweiligen Rechnungsbetrages die Liquidität des Unternehmens deutlich. Idealtypisch reduzieren sich die Forderungen aus Lieferung und Leistung um bis zu 90%. Die verbleibenden 10% dienen zunächst als Sicherheitspuffer, um Skonti oder Gutschriften auszugleichen. Nach der Bezahlung der Rechnung fließen auch diese an das Unternehmen. Die gewonnene Liquidität sollte durch das Unternehmen verwendet werden, um das eigene Zahlungsverhalten zu verbessern und teure Kontokorrentkredite zu reduzieren.

Zweitens übernimmt das Factoringinstitut das vollständige Forderungsausfallrisiko. Erst diese sogenannte Delkredereübernahme führt zu einem echten, bilanzwirksamen Factoring. Anders als bei einer Warenkreditversicherung gibt es beim Factoring üblicherweise auch keine Selbstbeteiligung. Das Unternehmen ist vollständig dagegen geschützt, Opfer von Insolvenzen seiner Kunden zu werden und kann den auch weiterhin in großer Zahl erwartenen Insolvenzen in Deutschland gelassener entgegensehen. Dies ist für kreditgebende Banken ein wichtiges Stabilitätskriterium.

Der dritte Baustein ist das Debitorenmanagement. Auf Basis von abgestimmten Vorgehensweisen werden die Debitorenbuchhaltung, das Mahnwesen und die gerichtliche Beitreibung der Forderungen übernommen. Neben einer deutlichen administrativen Entlastung führt dies zu erheblichen Einsparungen in der Buchhaltung und zu einer Variabilisierung von Fixkosten.

Auswirkungen von Factoring auf das Rating

Durch Factoring verändern sich zunächst zwei Bilanzpositionen. Während die „Forderungen aus Lieferung und Leistung“ durch den Verkauf der Forderungen sinken, steigen im gleichen Maße die „Guthaben bei Kreditinstituten“ an, da Bargeld aus dem Verkauf der Forderung innerhalb von 24 Stunden auf dem Konto ist. Bilanziell gesehen ist das zunächst ein reiner Aktivtausch.

Werden die Bankmittel dann verwendet, um Lieferanten schneller zu bezahlen und/oder Kontokorrentverbindlichkeiten zurückzuführen, so reduzieren sich die „Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung“ bzw. die „Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“.

Folge ist eine Bilanzverkürzung, d. h. die Bilanzsumme sinkt. Dadurch steigt wiederum die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad sinkt.

Meist lassen sich durch die schnellere Zahlweise Skontoerträge oder bessere Einkaufspreise erzielen. Diese sollten die Kosten für das Factoring mehr als kompensieren, so dass sich saldiert auch die Ertragslage und damit die Ertrags- und Rendite­kennzahlen beim Rating verbessern.

Durch die Verbesserung wesentlicher Kennzahlen und die damit einhergehende Verbesserung des Ratings hat jetzt die Hausbank und/oder der Lieferant mehr Spielraum für die Vergabe von Krediten.